In Vorträgen, einer Ausstellung und Gesprächen werden am 14. Juni ab 16:30 Uhr in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus aus vielseitiger Perspektive die Ereignisse im Jahr 1953 im ehemaligen DDR-Bezirk Cottbus Thema sein. „Der Aufstand fand nicht nur in Berlin statt, sondern in der gesamten damaligen DDR. Auch im Großraum Cottbus gab es Proteste und Demonstrationen; ein junger Drewitzer kam zu Tode. Diese Ereignisse wollen wir näher beleuchten“, sagt die Leiterin vom Menschenrechtszentrum e. V. (MRZ) Heide Schinowsky.
An der Veranstaltung im Veranstaltungsaal des MRZ werden neben dem Cottbuser Oberbürgermeister Tobias Schick (SPD) auch der Historiker und wissenschaftliche Mitarbeiter vom MRZ Dr. Steffen Alisch sowie der Jänschwalder Pfarrer Ingolf Kschenka teilnehmen. Der Eintritt ist kostenlos.
Der Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 jährt sich 2023 zum 70. Mal. „Das Bild von den sowjetischen Panzern mitten in Berlin ist weltbekannt. Doch überall in der ehemaligen DDR protestierten Menschen gegen die Zustände“, sagt Schinowsky. U. a. gab es in den Tagen vor dem 17. Juni in der ganzen DDR Proteste vor Haftanstalten. Die Freilassung insbesondere politischer Häftlinge gehörte zu den wichtigsten Forderungen der Volkserhebung.
Demonstrationen fanden auch im Umfeld der Haftarbeitslager Preschen und Drewitz statt, die zur „Mutteranstalt“ Cottbus gehörten. Aus Sicherheitsgründen wurden daraufhin alle Häftlinge nach Cottbus zurückverlegt, was eine massive Überbelegung verursachte (3.000 statt regulär max. 1.000 Inhaftierter).
Nach dem 17. Juni blieb die Lage weiter angespannt; so auch in Drewitz, heute Ortsteil von Jänschwalde. Der hier lebende junge Bauarbeiter Fritz Zerna, der sich möglicherweise selbst an Protestaktionen vor dem Lager beteiligt hatte, wurde in der Nacht vom 14. zum 15. Juli in seinem Elternhaus von Angehörigen der Volkspolizei-Luft – einem Vorläufer der DDR-Luftstreitkräfte – festgenommen. Auf dem Weg zur Dienststelle erlitt der Festgenommene tödliche Schussverletzungen. „Verantwortlich war letztlich das zuständige DDR-Innenministerium, das die nach den Ereignissen des 17. Juni unter den Sicherheitskräften herrschende hysterische Stimmung nicht beruhigen konnte“, erläutert die Leiterin des MRZ.
Bei dem Volksaufstand vom 17. Juni 1953 wurden mindestens 55 Menschen von den DDR-Sicherheitsorganen und sowjetischen Soldaten getötet oder von der DDR-Justiz zum Tode verurteilt. Mehr als 15.000 Bürgerinnen und Bürger wurden DDR-weit inhaftiert. Der Aufstand gilt als eine der größten Erhebungen gegen das SED-Regime in der DDR.
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