BIOGRAFIE
Dieter Dombrowski wurde als achtes Kind seiner Eltern in Berlin geboren und erhielt die Ehrenpatenschaft durch den DDR-Staatspräsidenten Wilhelm Pieck. Geprägt durch kirchliche Traditionen war Dombrowski weder Mitglied der Jungen Pioniere, der Freien Deutschen Jugend noch einer Partei. Nach der Schule begann er eine Ausbildung als Maler, bevor er 1970 zum Grundwehrdienst in die Nationale Volksarmee eingezogen wurde.
Seine in West-Berlin lebende Mutter erlitt 1974 einen Herzinfarkt. Nachdem die Reiseanträge aller Kinder abgelehnt worden waren, entschied die Familie, dass Dombrowski mit Unterstützung eines Fluchthelfers versuchen sollte, zu ihr zu gelangen. Das Vorhaben war, ihn in einem verplombten Möbeltransporter über die Transitstrecke nach Hamburg zu schleusen. Der Fluchtversuch scheiterte jedoch durch Verrat und endete an der DDR-Grenzkontrollstelle Horst.
Nach fünf Monaten in der Stasi-Untersuchungshaftanstalt in Schwerin wurde er am 13. August 1974 wegen „versuchter Republikflucht“ und „staatsfeindlicher Verbindungsaufnahme“ zu 4 Jahren Freiheitsentzug verurteilt, die er im in der Strafvollzugseinrichtung Cottbus absitzen musste.
Den größten Teil der Haftzeit verbrachte Dombrowski in einer Zelle, in der sich auf 44 Quadratmetern 28 Häftlinge drängten. Die Sicht nach außen war durch Blechblenden vor den Fenstern verhindert. Durch einen seitlichen Schlitz am Fenster konnte man jedoch in Teile der Freihöfe sehen, wo Einzelhäftlinge abgeschottet ihren Rundgang machten. Mehrmals riskierte Dombrowski eine Haftverschärfung, weil er Mithäftlinge unterstützte. Möglichst oft übermittelte er Nachrichten und aufmunternde Worte auf mit Schuhcreme beschrifteten Pappkartons an die abgesonderten Haftkameraden.
Während eines Besuches seiner Schwester übergab ihr Dombrowski einen Kassiber, der über den geplanten Hungerstreik eines Mithäftlings informierte. Über seine Mutter geriet der Kassiber dann nach West-Berlin. Für diese Nachrichtenübermittlung rächte sich die Stasi später an seiner Schwester, die man zu 4 Jahren Haft verurteilte. Vier weitere seiner Geschwister kamen gleichfalls aus politischen Gründen in DDR-Haft.
Der von Dieter Dombrowski geschriebene Kassiber gelangte bis zur West-Berliner Zeitung „Der Tagesspiegel“, die den Inhalt veröffentlichte.
Dieter Dombrowski
1975 wurde Dombrowski von der Bundesrepublik Deutschland freigekauft. Er absolvierte eine zweite Ausbildung zum Zahntechniker und fand den Weg in die Politik. Von West-Berlin aus engagierte er sich für die Freilassung politischer Häftlinge in der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM).
Dieter Dombrowski als Vorsitzender des Menschenrechtszentrums Cottbus e.V. in seiner früheren Zelle in der heutigen Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus
Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.
Als CDU-Politiker im Brandenburgischen Landtag und Vorsitzender des Menschenrechtszentrums Cottbus und der Union der Opferverbände Kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG) setzt sich Dieter Dombrowski für die Aufarbeitung des SED-Unrechts ein und nimmt Einfluss auf die Gesetzgebung. Ebenso unterstützt er Opfer von Menschenrechtsverletzungen in anderen Ländern.
Dieter Dombrowski als Vorsitzender des Menschenrechtszentrums Cottbus e.V. während der Sanierung der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus
Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.
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