BIOGRAFIE
Der in Falkenstein (Vogtland) geborene Bernd Eisenfeld studierte nach seiner Lehre zum Bankkaufmann von 1959 bis 1961 Finanzwirtschaft in Gotha. Ab 1962 arbeitete er bei der Deutschen Notenbank. Er stand dem Herrschaftssystem der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschlands) schon zuvor kritisch gegenüber, der Bau der Berliner Mauer 1961 erzeugte jedoch in ihm dessen offene Ablehnung. Ab 1964 verfasste er zahlreiche Protestbriefe an das In- und Ausland, in denen er sich gegen Mauerbau und Menschenrechtsverletzungen in der DDR aussprach. Ein Fernstudium der Philosophie und Kulturwissenschaften durfte er deshalb nicht aufnehmen.
1966 verweigerte Eisenfeld den Wehrdienst bei der Nationalen Volksarmee (NVA). Einen Eid, der die bedingungslose Bekämpfung aller Feinde des Sozialismus forderte, lehnte er aus Gewissensgründen ab. Stattdessen leistete er einen waffenlosen Dienst bei den Baueinheiten der NVA. Hier traf Eisenfeld auf andere Dissidenten, die ihn nachhaltig prägten. Nach seiner Dienstzeit wurde er von der Staatsbank der DDR (ehemals Deutsche Notenbank) entlassen und mit Berufsverbot in der staatlichen Verwaltung belegt. Als Finanzökonom arbeitete er ab 1968 im VEB Chemieingenieurbau Leipzig.
Die Uniformjacke mit den Schulterstücken der Bausoldaten wiesen diese seit 1964 als waffenlose Einheiten der militärischen Pioniere aus. Bernd Eisenfeld gehörte den Bausoldaten an.
MENSCHENRECHTSZENTRUM COTTBUS E.V.
Unter dem Dach der Kirche organisierte Eisenfeld mehrere Bausoldatentreffen. Er unterstützte die Prager reformkommunistische Bewegung, die ihm Beispiel für praktizierte Meinungsfreiheit war. Daraufhin plante das Ministerium für Staatssicherheit (MfS) im Operativen Vorgang (OV) „Ökonom“ seine Inhaftierung. Sie erfolgte im September 1968. Man verurteilte ihn wegen „staatsfeindlicher Hetze“ in schwerem Fall zu 2 Jahren und 6 Monaten Freiheitsentzug. Seine Haftstationen waren die Strafvollzugsanstalten Berlin-Rummelsburg, Cottbus und das „Gelbe Elend“ in Bautzen. Weil er den Widerruf seiner Texte verweigerte, hat er die vollständige Haftstrafe bis 1971 abgesessen. Er wurde in die DDR entlassen.
Bernd Eisenfelds Solidaritätstelegramm an die tschechoslowakische Botschaft in Ost-Berlin wurde vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) abgefangen.
ARCHIV DER DDR-OPPOSITION DER ROBERT-HAVEMANN-GESELLSCHAFT E.V. BERLIN, SIGNATUR: RHG, BE 16
Am 20. September 1968 verteilte Bernd Eisenfeld Flugblätter auf dem Theaterplatz in Halle/Saale, um gegen den Einmarsch sowjetischer Truppen in die Tschechoslowakei zu protestieren. Dafür wurde er mit 2,5 Jahren Haft bestraft.
ARCHIV DER DDR-OPPOSITION DER ROBERT-HAVEMANN-GESELLSCHAFT E.V. BERLIN, SIGNATUR: RHG, BE 01
Nach vielen Ablehnungen seiner Ausreiseanträge durfte Bernd Eisenfeld mit seiner Familie 1975 nach West-Berlin ausreisen. Bis 1989 war er auch dort im OV „Polyp“ Zersetzungsmaßnahmen der Staatssicherheit ausgesetzt. Es kam das Gerücht in Umlauf, er sei selber ein informeller Mitarbeiter des MfS.
Eisenfeld verfasste Beiträge zur Wehrdienstverweigerung in der DDR. Als Vorsitzender des Verbandes ehemaliger DDR-Bürger in West-Berlin begleitete er Übersiedler aus der DDR bei Behördengängen. Ab 1985 arbeitete er am Gesamtdeutschen Institut. 1992 folgte eine Anstellung bei der Stasi-Unterlagenbehörde in Berlin (BStU), wo er im Jahr 2000 Leiter des Sachgebiets Forschung wurde. Bernd Eisenfeld verstarb 69-jährig im Juni 2010 in Berlin.
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