BIOGRAFIE
Die in Mondeville (Nordfrankreich) geborene Gisèle Guillemot wuchs in einer Arbeitersiedlung auf und war schon früh mit sozialer Ungerechtigkeit konfrontiert, die sie empörte. Sie besuchte eine reformpädagogisch geprägte Schule und entdeckte ihre Leidenschaft für Literatur, Theater und Schreiben.
Bereits unmittelbar nach der deutschen Besetzung Frankreichs im Sommer 1940 schloss sich Guillemot der „Résistance“ an und wurde später in Caen Mitglied eines Netzwerks der illegalen kommunistischen Partei. Unter dem Decknamen „Annik“ transportierte sie Sprengstoff, vervielfältigte Widerstandspublikationen und unterstützte untergetauchte Verfolgte. Nach ihrer Verhaftung im April 1943 wurde sie in den folgenden Wochen von der Gestapo verhört und dabei misshandelt.
Mitgliedsbuch von Gisèle Guillemot bei der französischen Vereinigung von Widerstandskämpferinnen „Fédération des Amicales de Réseaux de la France Combattante“
Gisèle Guillemot
Schließlich musste sich Guillemot im Sommer 1943 zusammen mit anderen Widerstandskämpfern vor einem deutschen Kriegsgericht in Paris verantworten, das 16 Angeklagte zum Tode verurteilte. Während man die 14 Männer kurz darauf erschoss, kam Gisèle Guillemot mit einer Kameradin als sogenannte Nacht-und-Nebel-Gefangene nach Deutschland. Ihre Angehörigen sollten vom Schicksal der Verurteilten nichts erfahren. Sie selbst wurden vom Aufschub der Hinrichtung nicht informiert. Die Deportation nach Lübeck, wo das Reichsjustizministerium die weiblichen „NN“-Gefangenen konzentrierte, dauerte mit Zwischenaufenthalten in insgesamt zehn Haftanstalten 89 Tage.
Als das Frauenzuchthaus Cottbus im Frühjahr 1944 sein Pendant in Lübeck als Sammelpunkt der „NN“-Gefangenen ablöste, brachte man auch Gisèle Guillemot in die Lausitz. Sie beschrieb die Haftanstalt später als „nicht so streng geführt.“ Abgesehen vom quälenden Hunger sei es „nicht gerade die Hölle“ gewesen.
Ihre Situation änderte sich fundamental, als sie im November 1944 zusammen mit vielen „NN“-Gefangenen Cottbus verlassen musste und in das Konzentrationslager Ravensbrück kam. Hier und im KZ Mauthausen, wohin sie im März 1945 verschleppt wurde, war sie mit unvorstellbaren Erniedrigungen, Gewalt und Terror konfrontiert, viele ihrer Kameradinnen starben. Schließlich konnte sie im April 1945 vom Internationalen Roten Kreuz in die Schweiz evakuiert werden.
Aus der Gefangenschaft zurückgekehrt, wollte sie nicht mehr in der Normandie leben, wo sie zu viel an ihre verstorbenen Freunde erinnerte. Sie ließ sich in Paris nieder und heiratete einen ehemaligen Buchenwald-Häftling. Mit ihrem Mann zog sie nach Nizza, das Paar bekam zwei Kinder. Seit den 1970er Jahren berichtete sie öffentlich über die Zeit der deutschen Besatzung und ihre Haft und schrieb mehrere Bücher.
Gisèle Guillemot bei ihrem Besuch in der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus im Mai 2011
Menschenrechtszentrum Cottbus e.V.
Gisèle Guillemot wurde zur Kommandeurin der Ehrenlegion sowie zur Ehrenbürgerin der Stadt Colombelles ernannt. Im Jahr 2011 kam sie auf Einladung des Oberbürgermeisters noch ein Mal nach Cottbus, besuchte das frühere Zuchthaus und trug sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Kurz vor ihrem 91. Geburtstag verstarb sie 2013 in Paris.
Am 05. Mai 2011 besuchte Gisèle Guillemot das ehemalige Zuchthaus Cottbus und trug sich in das Goldene Buch der Stadt Cottbus ein.
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