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  • Biografie Martin Klopf – Menschenrechtszentrumm Cottbus

    „Sechs Jahreszeiten meines Lebens wurden mir gestohlen.“

    Martin Klopf

Martin Klopf

BIOGRAFIE

Der Arztsohn Martin Klopf wuchs in Wismar auf und besuchte dort die Polytechnische Oberschule. Mit 14 Jahren stieß er in der Schule auf erste Widerstände. Mit Beharrlichkeit hielt er an seinem seit frühester Kindheit gehegten Wunsch fest, Arzt zu werden. Nach Ansicht der Schulleitung galt er jedoch als nicht gesellschaftskonform und bekam deshalb keine Zulassung zur Erweiterten Oberschule (EOS). Mit Mühe erreichten seine Eltern schließlich doch noch seine Versetzung in die EOS, wo er das Abitur ablegen konnte.

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1968

1984 unterschrieb der 16-jährige Martin Klopf bei einer Vormusterung trotz persönlicher Bedenken eine Verpflichtung für einen dreijährigen Dienst bei der Nationalen Volksarmee (NVA), da „er sonst keinen Medizinstudienplatz erhalten würde“. 1986 erhielt er endlich die Zulassung zum Medizinstudium an der Humboldt-Universität Berlin, Charité.

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1986

Nach dem Musterungsgespräch im Wehrkreiskommando entschieden sich Politoffiziere und Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) aufgrund seiner Zweifel und seines christlichen Glaubens gegen seine dreijährige Dienstzeit. Daraufhin erfolgte eine Vorladung zum Direktorat für Studienangelegenheiten der Humboldt-Universität zur „Klärung eines Sachverhaltes“, wo man ihm die Zulassung zum Studium wieder entzog. Ab September 1986 arbeitete er als Hilfspfleger im Operationssaal der Kinderchirurgischen Klinik in Wismar. Enttäuscht von den Willkürmaßnahmen sah er für sich in der DDR keine Zukunftschancen und plante, in die Bundesrepublik Deutschland zu flüchten.

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Versperrter Berufsweg

Mitte Juni 1988 brach Martin Klopf in Richtung Ungarn auf, um im Raum Szeged über die Grenze nach Jugoslawien – heute Serbien – zu flüchten. Zwei Tage später stellten ihn ungarische Grenzsoldaten und hielten ihn drei Wochen in Szeged und Budapest in Haft. Von dort aus wurde er an die Staatssicherheit ausgeliefert und von dieser mit weiteren Gefangenen in einem Flugzeug nach Ost-Berlin zurückgebracht.

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1988
Biografie Martin Klopf – Campingausrütung

Dieses Campingzelt und den Baumwollschlafsack verwendete Martin Klopf bei seinem Fluchtversuch 1988.

Martin Klopf / Menschenrechtszentrum Cottbus e. V.

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Fluchtversuch

In der MfS-Untersuchungshaftanstalt Rostock verhörte man ihn vier Monate lang. Dabei saß er auch immer wieder mehrere Wochen in Einzelhaft. Im Oktober 1988 wurde er zu einer Freiheitsstrafe von 18 Monaten wegen „versuchten ungesetzlichen Grenzübertritts“ verurteilt. Anschließend kam er in das Cottbuser Gefängnis.

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1988

„Als dann endlich am 27. Oktober 1989 die Amnestie für alle politischen Gefangenen erfolgte, wurden wir allerdings auch nicht auf einen Schlag freigelassen, sondern nach und nach einzeln und Woche für Woche. Manche gleich, manche erst im Dezember 1989. So kam es, dass ich sieben Tage im Voraus erfuhr, am 09. November 1989 entlassen zu werden. […] Als unsere Familie abends vor dem Fernseher saß und in den Heute-Nachrichten Günter Schabowski seinen verhängnisvollen Versprecher sagen hörte, die Grenzen seien frei passierbar, verstand ich wieder die Welt nicht.“

Martin Klopf

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Erinnerung
Biografie Martin Klopf – Entlassungsschein 1989

Entlassungsschein von Martin Klopf datiert auf den 09. November 1989 – dem Tag des Mauerfalls in Berlin

Martin Klopf

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1989

1991 wurde Martin Klopf strafrechtlich rehabilitiert. Er erstattete Anzeige gegen einen Offizier und einen Wärter, die ihn in der Strafvollzugseinrichtung Cottbus körperlich misshandelt hatten. Heute lebt Martin Klopf mit seiner Familie in Norddeutschland und engagiert sich als Arzt zusammen mit seiner Frau Ioana, ebenfalls eine Ärztin, für Kriegsopfer und politisch Verfolgte in verschiedenen Ländern der Welt.

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Nach dem Ende der DDR

Menschenrechtszentrum Cottbus e. V. | Bautzener Straße 140 | 03050 Cottbus | Kostenlose Parkplätze

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