Auf dem Gelände der Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus informieren gleich mehrere Dauerausstellungen über die Geschichte des Haftortes und die unterschiedlichen Facetten des Haftalltages. Gleichzeitig laden sie zur Auseinandersetzung mit Formen der politischen Verfolgung und Unterdrückung ein. Besondere Schwerpunkte liegen hierbei auf der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und der SED-Diktatur sowie der Missachtung von Menschenrechten.
Die Dauerausstellungen des Menschenrechtszentrums Cottbus im Überblick:
HAUPTGEBÄUDE DER GEDENKSTÄTTE, ERDGESCHOSS
Im Erdgeschoss der Gedenkstätte informieren zwei Dauerausstellungen über die 142 jährige Nutzung des Geländes als Haftort, wobei der Schwerpunkt auf der Zeit der NS- und SED-Diktatur liegt: "HAFT – ZWANG – WILLKÜR – Vom Jugendgefängnis zum Frauenzuchthaus 1933-1945" und "Karierte Wolken – politische Haft im Zuchthaus Cottbus 1945-1989". Mit zahlreichen Fotos, Dokumenten, Exponaten und Zeichnungen wird in den Dauerausstellungen der Strafvollzug in Cottbus ab 1933 veranschaulicht.
Die im Sommer 2024 eröffnete Ausstellung "Haft – Zwang – Willkür" beleuchtet in neu gestalteter Form die Geschichte des Jugendgefängnisses (bis 1936), des Frauengefängnisses (1937/38) und schließlich des Frauenzuchthauses (1939-45) anhand ausgewählter Biografien. Widerstand gegen die Diktatur, religiöse Überzeugungen oder Verstöße gegen eine Vielzahl neuer Gesetze und Verordnungen brachten viele Menschen vor Gericht und anschließend in den Strafvollzug. Nach Kriegsbeginn wurden auch zahlreiche Menschen aus den von der deutschen Wehrmacht besetzten Ländern in Cottbus inhaftiert. Die betroffenen Frauen kamen unter anderem aus Frankreich, Belgien, Polen und Dänemark.
Folgt man dem Rundgang gelangt man zur bereits 2015 eröffneten Ausstellung „Karierte Wolken – politische Haft im Zuchthaus Cottbus 1945-1989“. Die dort vorgestellten Biografien zeigen typische Beispiele politischen Unrechts aus der SED-Diktatur. Dabei werden Gründe der Inhaftierung in Cottbus, die Lebensgeschichte der Gefangenen und Versuche, die Würde selbst unter unwürdigen Bedingungen zu wahren, herausgestellt sowie das Leben in der Haft und ausgewählte Rahmenbedingungen der Verfolgungs- und Repressionsmechanismen offengelegt.
Die Ausstellung "Karierte Wolken" wurde gefördert vom Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Ausstellung "HAFT – ZWANG – WILLKÜR" wurde von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien und dem Land Brandenburg gefördert.
Hinweis: Wir überarbeiten derzeit unsere Website für Sie. Erste Fotos der neugestalteten Ausstellung finden Sie schon jetzt unter Aktuelles sowie auf unserem Instagram Account.
ORT: GEDENKSTÄTTE ZUCHTHAUS COTTBUS
An verschiedenen Orten auf dem Gelände greifen rekonstruierte Zellen und Funktionsräume zentrale Aspekte des Cottbuser Haftalltages im 20. Jahrhundert auf.
So veranschaulicht in der zweiten Etage des Hauptgebäudes der Gedenkstätte ein rekonstruierter Zellengang die Entwicklung der Haftanstalt von 1940 bis 1989 und vermittelt den Besucherinnen und Besuchern einen Eindruck von der massiven Überbelegung der Haftanstalt zur Zeit der DDR. Besonders hoch waren die Belegungszahlen Mitte der 1970er Jahre, wo teilweise 28 Häftlinge auf lediglich 44 Quadratmetern in Vierstockbetten übereinander schliefen. Fast alle rauchten. Es gab nur eine Toilette und zwei Waschbecken mit Kaltwasser. Blechblenden an den Fenstern verhinderten jeglichen Kontakt zur Außenwelt. Eine Kunstinstallation mit lebensgroßen Figuren veranschaulicht heute diese Zeit. Hierfür stellten die beiden ehemaligen politischen Häftlinge und bildenden Künstler Gino Kuhn und Jörg Beier eine Wecksituation in einer Massenzelle nach. Die Darstellung beruht auf realen Erinnerungsberichten ehemaliger Häftlinge dieser nachgestellten Zelle. Das Kunstprojekt wurde durch den Windparkentwickler UKA gefördert.
Individualbesuchende können den rekonstruierten Zellentrakt in der zweiten Etage eigenständig während der Öffnungszeiten der Gedenkstätte besuchen. Im Rahmen von gebuchten Führungen können auch der frühere Kartoffelschälkeller, die ehemalige Werkhalle des VEB Pentacon Dresden, die Arrest- und Einzelhaftzellen im Untergeschoss sowie die Gefangenentransportwagen W50 und Barkas B 1000 besichtigt werden. Weitere Bereiche wie die unterirdischen Katakomben und ein ehemaliger Wachturm können bei der Sonderführung „Verborgene Orte“ erkundet werden.
ORT: STELENAUSSTELLUNG AUF DEM GELÄNDE
Die Ausstellung „Vergangen, nicht vergessen – das Zuchthaus Cottbus im Spiegel der Zeiten“ im Außengelände der Gedenkstätte befasst sich an 16 Stationen mit der wechselvollen Geschichte des 22.000 m² großen Geländes seit der Erbauung der ersten Gebäude bis zur heutigen Nutzung durch das Menschenrechtszentrum Cottbus.
Mit alten und neuen Fotos, historischen Plänen und informativen Texten ermöglicht sie den Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in die Bau- und Nutzungsgeschichte der Gebäude. Zitate geben besondere Erlebnisse, Gedanken und Gefühle ehemaliger Inhaftierter aus der Zeit der NS-Terrorherrschaft und der SED-Diktatur wieder und erhalten so ihre Stimmen für die Nachwelt lebendig.
An einigen Stationen der weitläufigen Ausstellung finden die Besucherinnen und Besucher außerdem kreative Werke von Cottbuser Jugendlichen, die im Rahmen von Kunst-, Film- und Schreibworkshops nach Gesprächen mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen entstanden sind. Dabei geht es um die Auseinandersetzung mit Fragen nach Freiheit, Gefühlen, Ungewissheit, Gefangenschaft, Gesellschaft, Ausbeutung, Fremd- und Selbstbestimmung, aber auch um die wechselvolle Geschichte des einstigen Haftortes.
Die Ausstellung wurde mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stadt Cottbus finanziert.
HAUPTGEBÄUDE DER GEDENKSTÄTTE, 2. ETAGE
In der Ausstellung „HAFT – ZWANG – ARBEIT im Zuchthaus Cottbus 1933-1989“ ermöglichen zahlreiche Informationen, authentische Objekte aus der jeweiligen Epoche und Zeitzeugeninterviews in Schrift und Film einen bewegenden Einblick in den Arbeitsalltag, die Arbeitsbedingungen, die Auflehnung von Häftlingen und die darauf folgenden Disziplinarmaßnahmen in der Cottbuser Haftanstalt von 1933 bis 1989.
Der Begriff „Zwangsarbeit“ wird bisher in der öffentlichen Wahrnehmung mit der Zeit des Nationalsozialismus assoziiert. Dennoch wird er in der zeithistorischen Forschung auch für die Häftlingsarbeit im Strafvollzug der DDR genannt. Viele der Häftlinge waren zu Unrecht inhaftiert, insofern wären sie in einem Rechtsstaat niemals den Arbeitsbedingungen in der Haft ausgesetzt gewesen. Mitunter waren die Arbeiten sogar schwerer als in Zivilbetrieben auszuführen, gerade weil die Menschen unter Haftbedingungen arbeiten mussten. Wer die hohe Norm nicht erfüllte oder die Arbeit verweigerte, musste mit harten Disziplinarmaßnahmen rechnen.
Die Ausstellung wurde mit Mitteln der Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und der Stiftung Lausitzer Braunkohle finanziert.
ORT: AUSSENGELÄNDE DER GEDENKSTÄTT
Tausende Bürgerinnen und Bürger der DDR versuchten nach dem Mauerbau zu Land, zu Luft und zu Wasser in die Freiheit zu gelangen. Vielen glückte die Flucht, andere scheiterten und verbrachten mehrere Jahre in den Gefängnissen der DDR. Unter den in Cottbus Inhaftierten befanden sich zahlreiche Personen, die wegen »versuchter Republikflucht« verurteilt worden waren.
Hunderte Fluchtwillige mussten jedoch an der Berliner Mauer, an der innerdeutschen Grenze oder an den Grenzen osteuropäischer Länder ihr Leben lassen. Sie starben durch Schüsse der Grenzsoldaten, Minen und Selbstschussanlagen; andere ertranken in der Ostsee oder in der Elbe.
Zum Gedenken an diese Menschen initiierte das Menschenrechtszentrum Cottbus gemeinsam mit dem Künstler, ehemaligen Fluchthelfer und politischen Häftling Gino Kuhn 50 Jahre nach dem Bau der Berliner Mauer die Aktion »1 Ziegel für 1 Maueropfer«. Hunderte Bürgerinnen und Bürger beteiligten sich, indem sie für 20 € einen Ziegel mit dem eingebrannten Namen eines Todesopfers spendeten. Mit allen Ziegeln schuf Kuhn ein Mahnmal, das die Umrisse der DDR symbolisiert und Namen der Opfer des SED-Unrechts im Gedächtnis hält.
272 Einzelspenderinnen und –spender aus der ganzen Republik und dem Ausland ermöglichten mit insgesamt 28.000 € Spenden dieses Mahnmal und ein namentliches Gedenken an über 200 Todesopfer. Unter den Spendern sind zahlreiche ehemalige Häftlinge. Die Beauftragte des Landes Brandenburg zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur unterstützte zusätzlich mit 15.348 € die Erweiterung des Mahnmals.
Menschenrechtszentrum Cottbus e. V. | Bautzener Straße 140 | 03050 Cottbus | Kostenlose Parkplätze
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Öffnungszeiten:
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Di - Fr
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13 bis 18 Uhr
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