BIOGRAFIE
Traute Lafrenz wurde am 03. Mai 1919 in Hamburg als jüngste von drei Töchtern eines Finanzbeamten und einer Hausfrau geboren. Ihre Eltern legten großen Wert auf literarische und historische Bildung. Traute Lafrenz besuchte die Lichtwarkschule in Hamburg. Der reformpädagogische Unterricht ihrer Lehrerin Erna Stahl prägte sie nachhaltig. Die privaten Leseabende bei Stahl waren für sie im Rückblick „ein Geschenk fürs ganze Leben“.
Privataufnahme von Traute Lafrenz
TRAUTE LAFRENZ/KATRIN SEYBOLD
1939 begann Traute Lafrenz in Hamburg ein Medizinstudium, das sie ab 1941 in München fortsetzte. Nachdem sie bereits in Hamburg Alexander Schmorell kennengelernt hatte, traf sie in München mit Hans Scholl den anderen bedeutenden Protagonisten der Widerstandsgruppe Weiße Rose. Um die Autoren der bekannten Flugblätter bildete sich ein überwiegend studentischer Freundeskreis, der sich zu literarisch-historischen Gesprächsabenden traf und eher am Rande auch die politische Lage diskutierte. Alle standen dem Nationalsozialismus kritisch gegenüber, doch Schmorell und Scholl weihten die anderen lange nicht direkt in ihre Flugblattaktivitäten ein. Obwohl Traute Lafrenz eng mit Hans Scholl befreundet und zeitweise mit ihm liiert war, konnte auch sie seine Autorenschaft nur ahnen.
Ende 1942 traf Traute Lafrenz in Hamburg ihren Schulkameraden Heinz Kucharski und andere Bekannte aus dessen studentischen Freundeskreis, berichtete von den Münchner Aktivitäten und übergab ein Flugblatt, das dann vervielfältigt und weiter verteilt wurde. Zurück in München kaufte sie gemeinsam mit Sophie Scholl Papier und Briefumschläge zum Versand der Flugblätter und versuchte einen neuen Vervielfältigungsapparat zu besorgen.
Auf solch einer Kopiermaschine wurden die Flugblätter der Weißen Rose vervielfältigt.
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Nachdem am 18. Februar 1943 Hans und Sophie Scholl in der Münchner Universität beim Verteilen von Flugblättern verhaftet worden waren, geriet auch Traute Lafrenz ins Visier der Gestapo. Am 19. April 1943 wurde sie dann vom Volksgerichtshof wegen „Mitwisserschaft“ zu einem Jahr Gefängnis verurteilt, die sie in einem Jugendgefängnis in Rothenfels verbüßte.
Traute Lafrenz mit ihrem Geliebten Hans Scholl in einem Münchner Park
TRAUTE LAFRENZ/KATRIN SEYBOLD
Kurz nach der Entlassung im März 1944 kam sie erneut in Untersuchungshaft, diesmal aufgrund ihrer Kontakte zu ihren Hamburger Bekannten, gegen die u.a. wegen Vorbereitung zum Hochverrat, Feindbegünstigung und Wehrkraftzersetzung ermittelt wurde. Nach einigen Monaten Gestapohaft in Hamburg-Fuhlsbüttel verlegte man Traute Lafrenz am 06. November 1944 ins Frauenzuchthaus Cottbus. Auch andere Hamburgerinnen, darunter ihre alte Lehrerin Erna Stahl und ihre Schulfreundin Margaretha Rothe waren hier inhaftiert.
Aufgrund der näher rückenden Front überstellte die Justiz die Hamburger Häftlinge im Februar 1945 in das Frauengefängnis Leipzig und kurz darauf weiter nach Bayreuth, wo im April der Volksgerichtshof tagen sollte. Zu einem neuen Prozess kam es jedoch nicht mehr. Am 14. April 1945 konnte Traute Lafrenz mit ihren Kameradinnen von US-amerikanischen Truppen befreit werden.
1947 siedelte sie in die USA über, wo sie ihr Medizinstudium abschloss.
1949 heiratete sie den Arzt Vernon Page, das Paar bekam vier Kinder.
Von 1972 bis 2023 leitete sie eine heilpädagogische Schule in Chicago. Zu ihrem 100. Geburtstag am 03. Mai 2019 wurde Traute Lafrenz als letzte Überlebende der Weißen Rose mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Sie lebte bis zu ihrem Tod am 06. März 2023 in South Carolina.
Die Familie von Traute Lafrenz bei der Eröffnung der neugestalteten Ausstellung „HAFT – ZWANG – WILLKÜR – Vom Jugendgefängnis zum Frauenzuchthaus 1933-1945“ im Juli 2024.
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