Vom 13. bis zum 15. Februar 2025 fand im Humboldt Forum Berlin das Symposium "Gefährlich gefährdet - Neuaneignung von Orten mit DDR-Geschichte" statt, veranstaltet von der Stiftung Humboldt-Forum und der Bundesstiftung Aufarbeitung. Auch das Menschenrechtszentrum Cottbus e. V. war mit einem Beitrag vertreten. Vielen Dank für den sehr interessanten und wichtigen Austausch!
Zum Nachlesen der Call for Papers von unserem wissenschaftlichen Mitarbeiter Peter Keup:
"Gefährlich gefährdet – Neuaneignung von Orten mit DDR-Geschichte“
am Beispiel des Menschenrechtszentrums Cottbus e.V. – Gedenkstätte Zuchthaus Cottbus
Die frühere DDR-Strafvollzugseinrichtung Cottbus ist ein Ort mit wechselvoller Geschichte. 1860 als Königliches Zentralgefängnis Cottbus in Betrieb genommen und bis zum Ende der Weimarer Republik einem liberalen Verständnis von Strafvollzug folgend, erfuhr sie während der beiden Diktaturen auf deutschem Boden einen Niedergang. Unter dem Entzug elementarer Menschenrechte litten die inhaftierten Frauen während der NS-Diktatur und mit der Gründung der DDR, zu einem Männergefängnis umgebaut, wurde sie stummer Zeuge der kommunistischen Gewaltherrschaft. Obwohl die zugrundeliegenden Ideologien elementare Unterschiede aufweisen, waren die Repressionsmechanismen doch sehr ähnlich.
Mit dem Ende der DDR noch weitere zwölf Jahre als Gefängnis genutzt, kam es 2002 zur Schließung. Es stellte sich sogleich die Frage: Wie umgehen mit dem Ort vergangener Leiden? Der Abriss des Gefängnisses zugunsten eines Vergnügungs- oder Industrieparks wurde verworfen – nicht zuletzt weil sich ehemalige politische Häftlinge in die Diskussion um die zukünftige Nutzung einbrachten. Es geschah das Unvorstellbare – die Betroffenen von Haft und Verfolgung gelangten in den Besitz ihres ehemaligen Gefängnisses und konnten sich fortan als Zeitzeugen in die Bildungsarbeit einbringen. Das war der überraschende und erfreuliche Beginn einer Geschichte als außergewöhnlicher Gedenk- und Lernort. Das ist weltweit einmalig und findet vielfach Anerkennung und Bewunderung.
Die Geschichte der Transformation vom Repressions- zum Lernort kann nachfolgenden Generationen die Unterschiede von Diktatur und Demokratie am authentischen Ort anschaulich und greifbar machen. An diesem Ort geht es nicht nur um Aufarbeitung und Versöhnung, es geht um den engagierten Kampf für Demokratie und Menschenrechte. Das ist gerade in Zeiten zunehmenden Demokratieverdrusses und der Verächtlichmachung anderer Menschen von großer Bedeutung.
Mehr zum Symposium unter https://www.bundesstiftung-aufarbeitung.de/de/symposium-gefaehrlich-gefaehrdet